Die von der südkoreanischen Regierung eingesetzte Untersuchungskommission hat heute ihren Bericht über die Ursachen des Erdbebens von 2017 in Pohang veröffentlicht. Darin kommt sie zum Schluss, dass die Hochdruckinjektionen in einer der beiden Bohrungen des Geothermie-Projekts von Pohang das Erdbeben der Magnitude 5.4 vom 15. November 2017 ausgelöst haben. Die Geo-Energie Suisse AG (GES), die bereits im Januar 2019 die Ergebnisse ihrer eigenen Analyse auftragsgemäss der jurassischen Kantons-regierung vorlegte, kommt zu denselben Schlussfolgerungen wie die von der südkoreanischen Regierung beauftragten Experten. Zudem enthält der Bericht von GES wichtige Ergebnisse für das bewilligte Tiefengeothermie-Pilotprojekt in der jurassischen Gemeinde Haute-Sorne. Insbesondere geht aus dem Bericht hervor, dass im Kanton Jura aufgrund der strikten Bewilligungs-bedingungen des Projekts in Haute-Sorne ein identisches Szenario wie in Pohang undenkbar ist.
Am 15. November 2017 erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 5.4 die südkoreanische Stadt Pohang. In der Folge beauftragte die südkoreanische Regierung eine Kommission, die Ursachen dieses Erdbebens und insbesondere dessen Verbindung zu einem nahegelegenen Geothermie-Projekt zu ergründen. Die Kommission unter der Führung der geologischen Gesellschaft Südkoreas setzt sich aus 12 koreanischen und 5 international anerkannten Experten zusammen. Die Ergebnisse der einjährigen Untersuchung sind heute im Rahmen einer Medienkonferenz in Südkorea präsentiert worden. Die wichtigste Schlussfolgerung des heute in Seoul veröffentlichten Berichts: Die Hochdruckinjektionen, die während fast zwei Jahren in einer der beiden Bohrungen des Geothermie-Projekts von Pohang wiederholt durchgeführt wurden, haben zur Auslösung des Erdbebens der Magnitude 5.4 vom 15. November 2017 geführt. Einer der beiden Bohrungen durchquert eine seismisch hoch empfindliche Zone. Die Simulationsarbeiten haben in dieser Bohrung diese Zone aktiviert, die schliesslich einbrach und so das Erdbeben auslöste.
2017 informierte GES die jurassische Kantonsregierung über die Ereignisse von Pohang. Darauf forderte die jurassische Kantonsregierung von GES eine genauere Analyse. Insbesondere sollte GES
prüfen, ob zwischen dem Erdbeben von Pohang und den Stimulationen im nahegelegenen Geothermie-Projekt ein Zusammenhang besteht – und welche Auswirkungen dies auf die Risikobeurteilung für das vom
Bundesgericht mittlerweile letztinstanzlich bewilligte Pilotprojekt in Haute-Sorne haben könnte.
Inzwischen hat GES ihren Bericht erstellt und im Januar 2019 auftragsgemäss der jurassischen Kantonsregierung übergeben. Was den kausalen Zusammenhang zwischen den Hochdruckinjektionen und dem
Erdbeben von 2017 angeht, gelangt die Untersuchung von GES zur gleichen Schlussfolgerung wie die von der südkoreanischen Regierung beauftragten Experten. Als Nächstes kann die jurassische
Kantonsregierung die beiden Berichte unabhängigen Experten ihrer Wahl zur Prüfung unterbreiten.
Wichtige Feststellungen für Geothermie-Projekt in Haute-Sorne
Neben den Schlussfolgerungen zum Geothermie-Projekt in Pohang enthält der Bericht von GES auch wichtige Ergebnisse für das in der jurassischen Gemeinde Haute-Sorne geplante und bewilligte
Kraftwerk:
Nächste Etappen des Projektfahrplans
Basierend auf den Empfehlungen der unabhängigen Experten wird der Regierungsrat des Kantons Jura über die nächsten Schritte entscheiden. Dialog und Transparenz spielen weiterhin eine zentrale
Rolle. Bereits 2015 vereinbarten der Kanton Jura, die Gemeinde Haute-Sorne und GES die Schaffung einer gemeinsamen Informationskommission, die in nächster Zeit gebildet werden sollte. Der
Fahrplan des bewilligten Geothermie-Projekts legt ein Vorgehen in zwei Phasen fest. In der ersten Phase (Exploration) sind die erste Bohrung und mehrere Tests geplant, die weiteren Aufschluss
über die geologischen und tektonischen Verhältnisse liefern. Anhand dieser Ergebnisse sowie unter Einbezug führender Experten im In- und Ausland wird GES das technische Konzept und die bestehende
Risikostudie evaluieren und gegebenenfalls anpassen. Erst wenn diese Evaluation positiv ausfällt, werden die Verantwortlichen mit der zweiten Phase (Stimulation) beginnen, in der die zweite
Bohrung und eine kontrollierte Stimulation des Reservoirs unter strikter Einhaltung der strengen Auflagen geplant sind.
Innovation im Zeichen der Energiestrategie
Im Mai 2017 genehmigte das Schweizer Stimmvolk das erste Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050 des Bundes (ES 2050), die den schrittweisen Umbau des Energiesystems vorsieht. Der Ausbau
erneuerbarer Energien ist die zentrale Voraussetzung, um künftig eine sichere, wettbewerbsfähige und klimafreundliche Energieversorgung in der Schweiz zu gewährleisten. Dabei soll die Erdwärme
als wichtige erneuerbare, einheimische Energiequelle etabliert werden. Vor diesem Hintergrund sei der Standort in Haute-Sorne sehr wichtig, sagt GES-CEO Dr. Peter Meier: «Wir arbeiten im Kanton
Jura an einem Leuchtturmprojekt – es steht für Innovation und ist entscheidend für den Erfolg der Geothermie in der ganzen Schweiz.»