Das Bundesamt für Energie (BFE) hat heute bekanntgegeben, dass es den Erkundungsbeitrag für das Tiefen-geothermieprojekt in Haute Sorne von bisher rund 64 auf 90 Millionen Franken erhöht. Mit dieser Unterstützung weitet die Geo-Energie Suisse AG das Sicherheitsdispositiv für das Pi-lotprojekt aus dem Jahr 2015 auf den neusten Stand der Mess- und Steuerungstechnik aus.
Das geplante Tiefengeothermieprojekt in der jurassischen Gemeinde von Haute-Sorne ist ein Meilenstein für die Nutzung von Erdwärme zur Stromproduktion in der Schweiz. Das geothermische Kraftwerk
soll dereinst mit einer Leistung von maximal 5 Megawatt Strom für rund 6'000 Haushalte produzieren. Mit dem Pilotprojekt soll die technische Machbarkeit von stimulierten geothermischen Systemen
im Granitgestein nachgewiesen und die spätere Anwendung der Technologie in weiteren Teilen der Schweiz ermöglicht werden. Damit leistet das Pilotprojekt einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der
Energiestrategie 2050, die der Geothermie grosses Potenzial zuspricht. Um die Mess- und Steuerungstechnik auf den allerneusten Stand zu erhöhen, reichte die Geo-Energie Suisse AG im Februar 2020
beim BFE ein Gesuch um eine Aufstockung des Erkundungsbeitrags ein, welches nun bewilligt wurde (vgl. Medienmitteilung des BFE).
Vorbehalte aus Bevölkerung und Politik werden ernst genommen
Seit der Erteilung der Baubewilligung im Jahr 2015 durch die Regierung des Kantons Jura hat sich bei Teilen der lokalen Bevölkerung und in der kantonalen Politik Verunsicherung breitgemacht. Die
vom Bundesgericht Ende 2018 letztinstanzlich abgewiesenen Rekurse zeugen davon. Ebenso die im April 2020 erfolgte Ankündigung der jurassischen Regierung, ein Verfahren einzuleiten, an dessen Ende
der Entzug der rechtskräftigen Baubewilli-gung stehen könnte. Als Begründung für dieses Vorgehen nennt die verantwortliche Behörde «negative Ent-wicklungen bei anderen Geothermieprojekten sowie
heftige Reaktionen aus Politik und Bevölkerung». Konkret wird ein Schadenbeben in Südkorea referenziert, welches 2017 durch Stimulationsmassnahmen für ein Ge-othermieprojekt ausgelöst wurde. Ein
vom Kanton Jura in Auftrag gegebenes Gutachten des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) bestätigte 2019 die Qualität des Erdbeben-Risikomanagements der Geo-Energie Suisse AG für das Haute-Sorne
Projekt.
Basierend auf einer Vorgabe der bestehenden kantonalen Bewilligung, die verlangt, dass das Risikomanage-ment nicht nur den gesetzlichen Anforderungen genügen, sondern über den aktuellen Stand der
Technik hin-ausgehen muss, empfahl der SED weiterführende Massnahmen, die den technischen Entwicklungen in der Mess- und Steuerungstechnik der letzten fünf Jahre Rechnung tragen. Ziel dieser
zusätzlichen Massnahmen ist, dank noch präziseren Messungen das Risiko von induzierten Erdbeben weiter zu minimieren und den Entscheid über die Fortführung oder den Abbruch des Projekts nach der
Erkundungsbohrung auf die nach heutigem For-schungsstand bestmöglichen Datengrundlagen und wissenschaftlichen Fakten abzustützen. Mit den eingesetz-ten Verfahren können beispielsweise grössere
geologische Bruchzonen bei Stimulationsmassnahmen noch bes-ser vermieden werden, was das Risiko von Schadenbeben weiter minimiert. Damit erhält das Tiefengeother-mieprojekt Haute-Sorne –
ergänzend zu den 2015 geplanten Sicherheitsmassnahmen – ein doppeltes Sicher-heitsnetz. Ein Ansatz, den die Geo-Energie Suisse auch insofern überzeugt, weil dadurch der mit der Etablierung der
Informations- und Begleitkommission angestrebte, transparente und faktenbasierte Dialog mit den Behör-den und der Bevölkerung weiter ausgebaut werden kann.
Schrittweises Vorgehen für maximale Sicherheit
Der Projektfahrplan von Geo-Energie Suisse sieht ein mehrstufiges Verfahren vor. In der ersten Phase soll mit einer Erkundungsbohrung die Beschaffenheit des Untergrunds des Jurabogens bis in die
Endtiefe von rund 4.5 Kilometer präzise ausgelotet werden. Nach eingehender Prüfung und sorgfältiger Analyse der Messdaten, wer-den die Risiken einer zweiten Tiefenbohrung mit anschliessender
Stimulation des Untergrundes neu evaluiert. Mit den nun zusätzlich geplanten Massnahmen wird die Genauigkeit der Informationen über den Untergrund und die Vorhersage der Auswirkungen von
Stimulationsmassnahmen noch weiter verbessert. Insbesondere kann so die Injektion von Wasser in geologische Bruchzonen mit noch grösserer Wahrscheinlichkeit vermieden werden, was bei einigen
bisherigen Geothermieprojekten zu Erdbeben geführt hatte.
Mit der heute kommunizierten Erhöhung des Erkundungsbeitrags unterstreicht das BFE einerseits die Wichtig-keit des Projekts von Haute-Sorne für die Energiestrategie. Andererseits bescheinigt der
Entscheid den Pro-jektverantwortlichen eine qualitativ hochstehende, überzeugende und erfolgsversprechende Projektplanung. Die Auszahlung des Bundesbeitrags erfolgt schrittweise in Abhängigkeit
des Projektfortschritts. Die Kosten für die Explorationsbohrung, die Stimulationsmassnahmen sowie den Bau des Kraftwerks gehen vollständig zulasten der Aktionäre und des Bundes. Nach
erfolgreicher Inbetriebnahme des geplanten Geothermiekraftwerks, pro-fitieren der Kanton Jura und die Gemeinde Haute-Sorne von Abgaben durch die Kraftwerksbetreiberin. Zudem generiert das
Investitionsprojekt in der Grössenordnung von rund 100 Millionen Franken zusätzliche, substan-zielle lokale Wertschöpfung. Die Abstimmungsresultate und politischen Initiativen der letzten Jahre
sowie meh-rere Gerichtsurteile im Falle von erneuerbaren Energien zeigen zudem deutlich, dass Energie- und Klimafragen die Bevölkerung beschäftigen und zu diesen Themen zukunftsfähige Lösungen
erwartet werden. Auch unter diesem Gesichtspunkt ist Geo-Energie Suisse überzeugt, mit dem Pilotprojekt auf dem richtigen Weg zu sein.